Kategorien
Pressemitteilungen

Echte Verbesserungen, statt Lippenbekenntnisse notwendig: Wir brauchen zukunftsfähige Strukturen im Öffentlichen Gesundheitsdienst mit einer vorrangigen Berücksichtigung der Bedarfe von Kindern und Jugendlichen!

Berlin, 23.07.2021.

Die Ressourcen der Kinder- und Jugendgesundheitsdienste / Jugendärztlichen Dienste (KJGD/KJÄD) wurden nahezu vollständig für pandemiebezogene Aufgaben herangezogen, während die eigentlichen Aufgaben suspendiert wurden. Dabei wäre die Versorgung der Kinder und Jugendlichen im Sinne eines „Public Health vor Ort“ gerade jetzt besonders wichtig. Die Deutsche Akademie für Kinder- und Jugendmedizin (DAKJ) als Dachverband der Kinder- und jugendmedizinischen Gesellschaften fordert einen Öffentlichen Gesundheitsdienst (ÖGD) im Sinne einer generationenübergreifenden Bevölkerungsgesundheit und damit nachhaltige Investitionen in die Strukturen sowie in die multiprofessionelle personelle Ausstattung des KJGD/KJÄD.

„Die ersten Lebensjahre bis zum Schulbeginn entscheiden über lebenslange Chancen von Gesundheit, Bildung und Resilienz gegenüber psychosozialen Belastungen“ erklärt Prof. Dr. med. Hans-Iko Huppertz, Generalsekretär der DAKJ. In Deutschland sind die Bedingungen für ein gesundes Aufwachsen mit optimaler Entwicklung abhängig von den sozioökonomischen Verhältnissen. Die Pandemie hat die unterschiedlichen Startbedingungen und Bildungschancen mit Benachteiligung der weniger privilegierten Schichten weiter verschärft. Die Ergebnisse der in allen Bundesländern stattfindenden Schuleingangsuntersuchungen belegen, dass 1/4 bis 1/3 aller Kinder psychosozial nicht ausreichend versorgt und häufig in mehreren Entwicklungsbereichen benachteiligt sind. Für das Jugendalter zeigen die niedrigen Teilnahmeraten (unter 50%) an der J1 und die Ergebnisse der KIGGS Studie die besonderen Probleme in der gesundheitlichen Versorgung psychosozial benachteiligter Jugendlicher. „Um diesen negativen Auswirkungen der Pandemiebekämpfung auf die Gesundheit von Kindern und Jugendlichen entgegenzuwirken, bedarf es daher rasch großer gemeinsamer Anstrengungen, um die richtigen Weichen für die Zukunft zu stellen,“ erklärt Huppertz.

Dazu gehören insbesondere zielgruppenbezogene Begleitung, nachrangige/subsidiäre Versorgung, aufsuchende Betreuung, Gesundheitsförderung, Gesundheitsschutz von Kindern und Jugendlichen in den Gemeinschaftseinrichtungen in enger Zusammenarbeit mit diesen. Anspruchsvolle sozialpädiatrische Aufgaben müssen zudem Wertschätzung und eine Gratifikation erfahren, die den Tarifen im Gesundheitsversorgungssystem angeglichen sind. Ziel muss eine nachhaltige Stärkung der KJGD/KJÄD sein, die vielfältige Aufgaben aus dem Gesamtspektrum des ÖGD für Kinder und Jugendliche zu erfüllen haben. Angefangen von der Schwangerschaft erstrecken sich diese bis zum Übergang in die Ausbildung und haben damit erhebliche Auswirkungen auf die Gesundheits- und Bildungschancen von Kindern und Jugendlichen. Dabei sind Prävention, Gesundheitsförderung, sozialkompensatorische Versorgung, Gesundheitsschutz und Kinderschutz eng miteinander zu verknüpfen. (Weitere Hinweise unter: Positionspapier der Deutschen Akademie für Kinder- und Jugendmedizin e.V. (DAKJ) als Dachverband der deutschen Pädiatrie zum „Pakt für den ÖGD“ | DAKJ e.V. )

In Zusammenarbeit mit der Jugendhilfe und den Bildungseinrichtungen kommt dem KJGD/KJÄD damit als Teil des gesamten Gesundheitssystems eine wichtige vernetzende, teils auch koordinierende Rolle zu. Zur sachgerechten Durchführung dieser wichtigen Aufgaben vor Ort wird daher neben einer zeitgemäßen technischen Ausstattung ein qualifiziertes, multiprofessionelles Team für Kinder und Jugendliche im ÖGD dringend benötigt!

Pressekontakt:

Prof. Dr. med. Hans-Iko Huppertz, Generalsekretär
Deutsche Akademie für Kinder- und Jugendmedizin e.V.
Chausseestraße 128/129, 10115 Berlin
Tel. 030.4000588-0, Fax 030.4000588-8
kontakt@dakj.de